Possumterror, Hühnerattacke, Einkaufswahn, Wilder Westen

Hobart – Bruny Island – Huonville – Mt. Field NP – Lake St. Clair – Strahan – Boat Harbour Beach – Ulverstone

Hi Folks,
Tasmanien bietet auf einer Fläche von Bayern tropische Regen- und Eukalyptuswälder, weite Grassteppen, endlose Sandstrände und Beuteltiere. So abwechslungsreich wie die Landschaft, so abwechslungsreich ist das Wetter. Wind, Sonne und Regen wechselten sich ab.
Knapp die Hälfte der Insel ist Nationalpark, ein Viertel der Insel ist als Weltkulturerbe ausgewiesen. Abseits der Touristenströme an der Westküste treffen wir auf die sauberste Luft weltweit. Die saubere Luft wird vom starken Westwind auf die Insel gebracht. Wir erfreuen uns an der Luft und treten deutlich stärker in die Pedalen.
Tasmanien blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die überall auf der Insel noch sichtbar ist. Doch die Zeiten, in denen Bergbau, Gefängnisse und die Holzindustrie das Leben bestimmten, sind vorbei. Heute lockt die Natur. Maria Island z.B. eine kleine Insel vor der Ostküste ist autofrei und unbewohnt, ein Reich für Tiere. Hier haben wir gelernt, Essen und Abfälle mit ins Zelt zu nehmen, zum Schutz des Tasmanischen Teufels. Die fressen alles und riechen sehr gut. Kommen aber nicht ins Zelt, so die Ranger.Mit dem Wissen haben wir auf Bruny Island unsere Abfälle ins Vorzelt gestellt. Diese Nacht werden wir nicht vergessen, Hilde wurde von Possums (etwas größer und schwerer als unsere Katzen) tyrannisiert. Die versuchen doch tatsächlich ins Zelt zu gelangen, wenn Sie Essen oder Abfälle riechen. Barbara berührt das nur am Rande, weil sie nachts grundsätzlich nicht das Zelt verlässt und nach anstrengenden Etappen sehr tief und fest schläft. Im ersten Schritt hat Hilde alle unsere Taschen im Vorzelt verstaut. Mit der Folge, das sich dort bis zu drei Possums gleichzeitig aufhielten und an den Fahrradtaschen nagten. Sie ließen sich immer nur kurzfristig verjagen bzw. schauten tief in Hildes Augen und schienen zu sagen “wir haben doch auch nur Hunger“. Drei Stunden zog sich das Spektakel hin und die Possums trotteten von dannen.
Am anderen Morgen fanden wir auch Abdrücke von den Zähnen am Lenkergriff von Hildes Fahrrad. Possums essen alles.
Daraus haben wir gelernt und in den folgenden Nächten Taschen zwischen zwei Bäume gehängt. Irgendwie scheint Hilde mit kleinen Tieren auf Kriegsfuß zu stehen. Zwei Tage später wurde sie von einem wilden Huhn aus dem Gebüsch gejagt und regelrecht angegriffen. Gut das wir schneller radeln als Hühner laufen.
Als Belohnung für den nächtlichen Einsatz und den Sieg über die Possums haben wir in Hobart einen neuen Benzinkocher gekauft und ersetzt, was zu ersetzen war. Wir hassen einkaufen.
Von Hobart ging es nach Strahan überwiegend bergauf. Am Lake St. Clair bleiben wir drei Tage und wandern viel. Auf eine dieser Wanderungen begegnete uns diese doch sehr gefährliche Tiger Snake. Glücklicherweise hatte sie kein Interesse an Hilde. Strahan ist mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von ca. 2000 mm der regenreichste Ort Australiens. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 11,9 Grad Celsius. Genau der richtige Ort für mystische Wälder.
Hier fahren wir mit dem Skipper Trevor in den Franklin-Gordon-Wild Rivers NP auf dem mächtigen Gordon River. Die Flußlandschaft ist seit 1982 Weltnaturerbe und ein spektakuläres Paddelrevier für Wildwasser-Abenteuer.
Hydro Tasmania, eine Energie-Firma spezialisiert auf Wasserkraftwerke, wollte einen weiteren Staudamm errichten und den Franklin River als Stromlieferant nutzen. Tausende Demonstranten haben dies in den 80er Jahren mit gewaltfreien Aktionen erfolgreich verhindert. Regenwälder mit mannshohen Farmen , mit Tieren wie dem Tasmanischen Teufel drohten Opfer eines Staudamms und überflutet zu werden. Auf dem Trip haben wir eine Menge über die Landschaft und Menschen erfahren und Lisa und Sabine kennengelernt. Eine spontane Einladung zum Abendessen in ihren Wohnwagen haben wir nur zu gerne angenommen, vielleicht wandern wir ja mal zusammen in Spanien? Die beiden planen die Wanderung für 2021!
Der Westen hat uns sehr beeindruckt! Bei weniger Niederschlägen wären wir gerne länger geblieben.
Neben Terror und Attacken haben wir auch auf dieser Strecke wieder ausgesprochen sympathische Tassies kennengelernt. Wir können jedem Berliner Busfahrer einen Bildungsurlaub in Tasmanien empfehlen. Dann klappt das mit der Freundlichkeit.
Mit gesunden Grüßen
Barbara+Hilde

 

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